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Projekt WaCaBa

Studie: Kanäle als Transportwege?

Wie Binnenschiffe die Straßen und die Umwelt entlasten können, zeigt eine Machbarkeitsstudie, die die Behörde für Wirtschaft und Innovation in Auftrag gegeben hat.

Welche Chancen eröffnen logistische Konzepte mit wendigen emissionsfreien Binnenschiffen, um urbane Lieferverkehre von der Straße aufs Wasser zu bringen? Dieser Frage ging die „Machbarkeitsstudie Water Cargo Barge (WaCaBa)“ nach, die die Hamburger Behörde für Wirtschaft und Innovation (BWI) in Auftrag gegeben hat. Das FraunhoferCenter für Maritime Logistik und Dienstleistungen CML und das FraunhoferInstitut für Materialfluss und Logistik IML untersuchten darin die Rahmenbedingungen, die Nachfrage und die Auswirkungen auf Umwelt und Verkehr. Die Studie wurde in Kooperation mit der Logistik-Initiative Hamburg und dem Projekt AVATAR (s. Seite 24) erstellt. Anfang 2022 wurden die Ergebnisse veröffentlicht.

„Mit den Zielen, innerstädtische Transporte möglichst klimafreundlich abzuwickeln und die Straßen zu entlasten, rücken die Wasserwege verstärkt ins Blickfeld“, sagt Hendrik Lüth, der gemeinsam mit Gerlinde Rode die Studie bei der BWI fachlich begleitet hat. Hamburg biete mit zahlreichen Kanälen, mit der Alster, der Elbe und der Bille grundsätzlich gute Voraussetzungen für urbane Lieferungen per Binnenschiff. Als Untersuchungsgebiete standen die Alster, Billbrook, Hammerbrook, die City Süd und der Harburger Binnenhafen im Fokus. Im Rahmen der Studie entwarf das Forschungsteam ein Modell für eine spezielle Barge, die verschiedene Güter auf den unterschiedlichen innerstädtischen Wasserwegen transportieren kann. Einen autonomen Betrieb verwarf man wegen der hohen technischen Hürden und der ungünstigen Kostenstruktur. „Das Ergebnis zeigt, dass das skizzierte emissionsfreie Binnenschiff einsetzbar ist“, sagt Lüth. Bedarf signalisierten unter den Befragten vor allem Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP), um ihre Depots in dicht besiedelten Stadträumen zu versorgen und die Water Cargo Barges als Feeder oder schwimmende Mikrodepots einzusetzen. Einzelne Betriebe zeigten sich zudem interessiert, Waren aus dem Hafen per Binnenschiff zu ihren Produktionsanlagen zu transportieren.

Nachhaltige Transporte

Die wirtschaftliche Betrachtung auf der Strecke Billbrook–Neuer Wall ergibt, dass die Water Cargo Barge besonders bei Gütern mit hohen Tonnagen dem Lkw überlegen sein kann. Kostennachteile hingegen verbuchen die Wassertransporte bei Waren mit hohem Volumen. Vorteilhaft: Je nach Frequenz und Auslastung entlasten die Binnenschiffe die Straßen. Der Batteriebetrieb verursacht zudem keinen CO2-Ausstoß – dieser Vorteil ließe sich jedoch mit elektrischen Lkw aufholen, wie die Studie anmerkt. „Wir werden das Thema weiterverfolgen“, betont Lüth. So könne etwa das neue Projekt „DECARBOMILE“ (siehe Seite 25) auf den gewonnenen Erkenntnissen aufbauen.

Die Studie

Die vollständige Machbarkeitsstudie, die vom damaligen Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert wurde, ist auf dem Transparenzportal der Stadt hinterlegt: https://transparenz.hamburg.de