Über Branchengrenzen hinweg
Clusterübergreifende Projekte und Veranstaltungen bündeln Kompetenzen und unterstützen den Austausch, um neue Technologien und die Resilienz der Wirtschaft zu fördern.

Moderne Clusterpolitik öffnet neue Räume und beflügelt entscheidende Vorhaben auch an den Schnittstellen. „Der clusterübergreifende Dialog und die Kooperationen erweitern den Horizont aller Beteiligten und unterstützen richtungsweisende Ideen, die die unterschiedlichen Branchen vereinen“,erklärt Carmen Schmidt, Geschäftsführerin der LIHH. Hamburgs starke Clusterlandschaft bietet dafür ergiebige Möglichkeiten. So arbeitet die LIHH etwa für das Drohnenprojekt Medifly eng mit Hamburg Aviation zusammen ; den maritimen Weihnachtsmarkt richten mehrere Netzwerke gemeinsam aus – und große Visionen lassen sich ohnehin nur im Verbund realisieren.
GEMEINSAM FÜR WASSERSTOFF
Für das Ziel, die Metropolregion Hamburg zur Zukunftsregion für Wasserstoff zu machen, ziehen die Industriecluster an einem Strang. „Es gibt viele gemeinsame Themen, die verschiedene Netzwerke verbinden und die sie gemeinsam weit effektiver vorantreiben können“, weiß Anna Vogel. Sie ist Projektmanagerin des Co-Learning Space für Hamburger Cluster, der von der Helmut-Schmidt-Universität koordiniert wird und einen Rahmen für den Cross-Cluster-Austausch schafft. Das seit 2016 vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung sowie der Behörde für Wirtschaft und Innovation (BWI) geförderte Projekt geht bereits in die dritte Phase.

VON ANDEREN CLUSTERN LERNEN
Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschafts- cluster, darunter auch LIHH-Geschäftsführerin Carmen Schmidt (Bild r.,Mitte),
verdeutlichten im „Lego Serious Play Workshop Resilience“ ihre Ideen mithilfe von Lego-Bausteinen.
Im Oktober 2022 etwa veranstaltete der Co-Learning Space den „Lego Serious Play Workshop Resilience“: Wie lässt sich die Resilienz des Wirtschaftsstandorts Hamburg stärken? Und was können die Cluster dafür tun? Mit diesen Fragen beschäftigten sich Vertreterinnen undVertreter der Hamburger Wirtschaftscluster und visualisierten Gedanken und Ansätze mit Lego-Modellen. Wie sich die Ideen in Maßnahmen gießen lassen, erörterten sie später mit dem damaligen Wirtschaftssenator Michael Westhagemann, der mit seinem Zutun dokumentierte, welch hohe Bedeutung die clusterübergreifende Zusammenarbeit für den Standort hat.
In die gleiche Richtung zielte der viertägige „Cross Innovation Resilience Sprint“, den der Cross Innovation Hub der Hamburg Kreativ Gesellschaft
gemeinsam mit der BWI im Rahmen des Co-Learning Space im Dezember 2022 ausrichtete. Dabei entwickelten Mitglieder der LIHH und weiterer Netzwerke mit einem Kreativ-Team branchenübergreifende Lösungsansätze zum Umgang mit Krisen. Beteiligt waren unter anderem Gasnetz Hamburg, Teccon Consulting & Engineering, Cruh21, Thelsys und Paletten-Service Hamburg. „Wir waren sehr begeistert von dem Ansatz, hatten viel Spaß in den ,Sprints‘ und konnten wertvolles Feedback zu unserem Geschäft bekommen“, resümiert Daniel Stadach vom Unternehmen Paletten-Service Hamburg. „Sollte es wieder solche Programme geben, kann ich kleinen und mittelgroßen Unternehmen unseres Clusters die Teilnahme sehr ans Herz legen.“

CROSS-CLUSTER-EVENT FÜR DEN STOFF DER ZUKUNFT
Sektorenkopplung lautet einer der Schlüsselbegriffe für eine CO2-freie Welt - das spiegelte auch die Cross-Cluster-Veranstaltung „Anwendung von Wasserstoff“ im Mai 2022 wider.
Das Event wurde zum zweiten Mal von Hamburgs Industrieclustern Erneuerbare Energien Hamburg, Hamburg Aviation, Hamburg Cruise Net, dem Maritimen Cluster Norddeutschland und der LIHH organisiert. Gut 150 Vertreterinnen und Vertreter der Netzwerke, aus Unternehmen, Hochschulen sowie der Hamburger Wirtschafts- und der Umweltbehörde kamen, um sich über den Stand von Wasserstoffprojekten in der Industrie und im Verkehrsbereich zu informieren. Nach seiner Begrüßungsrede übergab Michael Westhagemann, zu der Zeit Wirtschaftssenator, das Wort an Ulrich Benterbusch vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, der nochmals betonte: „Wasserstofftechnologien spielen eine zentrale Rolle für den Klimaschutz in unterschiedlichen Verkehrsanwendungen.“ Die Wirtschaft in der Metropolregion kommt dabei gut voran, wie die Konferenz deutlich machte.
Verschiedene Akteure aus dem Cluster Aviation arbeiten an neuen hybriden Brennstoffzellenantrieben für Flugzeuge oder Triebwerke, zudem erkunden sie die Infrastruktur zum Betanken mit Wasserstoff. Die Kreuzschifffahrt untersucht schon länger in Forschungsvorhaben,wie sich grüner Wasserstoff nutzen lässt, und das Maritime Cluster Norddeutschland begleitet das Thema Wasserstoff etwa in Projekten und vermittelt Kontakte zum Innovations- und Technologiezentrum für Wasserstoff Nord.
In der Intralogistik tut sich ebenfalls einiges. So berichtete Ulf Lemke von Hydrogentle von neuen Entwicklungen und der Zusammenarbeit mit der Still GmbH. Das Intralogistikunternehmen möchte mit der Partnerschaft entsprechende Flurförderzeuge, Brennstoffzellen, den Service und die gesamte Wasserstoffinfrastruktur aus einer Hand anbieten. „Die vorgestellten Anwendungsbeispiele zeigen, wie erfolgreich einige Unternehmen die Technologie bereits in der Praxis einsetzen, und demonstrierten damit äußerst konkret das riesige Potenzial der Zukunftstechnologie“, berichtet Kerstin Wendt-Heinrich, Vorsitzende der LIHH und Moderatorin des Expertinnenpanels. All das lieferte dann auch reichlich Gesprächsstoff für das Networking am Ende der Konferenz.