„Nur durch Kooperation kommen wir voran“
Kerstin Wendt-Heinrich und Lutz Birke leiten den Aufsichtsrat der Logistik-Initiative Hamburg.
Im Interview sprechen sie über die Teamarbeit von Wirtschaft und öffentlicher Hand, progressive Projekte und Resilienz.
Im Aufsichtsrat setzen Sie sich als Doppelspitze aus Wirtschaft und Politik für die Logistik in der Metropolregion Hamburg ein. Wie läuft die Zusammenarbeit?
Birke: Ausgezeichnet! Die LIHH steht seit fast 20 Jahren als Vorbild für eine Public-Private- Partnership, diese Idee bilden wir auch im Aufsichtsrat ab.
Wendt-Heinrich: Wir arbeiten äußerst harmonisch zusammen. Im Aufsichtsrat sind ja sogar drei Behörden und sowohl Mittelständler als auch Konzerne vertreten. Mit den verschiedenen Sichtweisen können wir die Logistikwirtschaft in Hamburg optimal fördern.
Gilt das auch für den Logistik- und Hafenstandort Metropolregion Hamburg?
Birke: Unbedingt. Die Krisen der letzten Jahre haben gezeigt: Es ist wichtiger denn je, sich zu vernetzen. Zudem stärken progressive EU-Projekte den Standort genauso wie Aktivitäten zur Fachkräftegewinnung und eine breite öffentliche Akzeptanz der Logistik. Das Cluster ist auf allen Feldern sehr aktiv. Das zeigt auch eine neue Benchmark-Studie der FDI Intelligence: Im Ranking der „European Cities and Regions of the Future 2023“ liegt Hamburg ganz vorn, vor allem aufgrund von Investitionen in Logistik und erneuerbare Energien.
Wendt-Heinrich: Mit unseren Aktivitäten stärken wir Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und damit auch den Logistikstandort. Und da trotz Innovationen und Digitalisierung immer noch Menschen in der Logistik gebraucht werden, arbeiten wir stetig daran, die Branche als Arbeitgeber attraktiver zu machen. Der Logistik- und Hafenstandort Metropolregion Hamburg bietet großartige Chancen – das zeigen wir.
Birke: Es ist ungemein nützlich, dass öffentliche Hand und Wirtschaft sich laufend austauschen. Aus meiner Aufsichtsratsarbeit nehme ich viele Praxisimpulse mit, die teils in Rahmenbedingungen einfließen, um die Unternehmen etwa rund um die Dekarbonisierung und Innovationen zu begleiten. Und wir sorgen dafür, dass die Belange der Logistik in der Stadt- und der Verkehrsplanung mitgedacht werden.
Wendt-Heinrich: Durch den Schulterschluss mit der Behörde gestalten wir erfolgreich wegweisende Projekte. Mit dem Start des „SMILE“-Projekts war Hamburg deutschlandweit als die Modellregion für die smarte letzte Meile in allen Medien präsent.
Die letzte Meile spielt in verschiedenen Projekten eine Rolle. Welche Themen liegen Ihnen im Aufsichtsrat noch am Herzen?
Wendt-Heinrich: Es ist wichtig, dass wir das Gesamtsystem Wirtschaftsverkehre stärker in den Fokus rücken, nicht nur die letzte Meile. Und bei den Überlegungen zur Nachhaltigkeit sollte die Klimaresilienz einbezogen werden. Gerade für die Herausforderungen von morgen ist es enorm wichtig, die Kontakte zu anderen Branchen und Strategien zu intensivieren.
Birke: Die Stadt will mit der LIHH eine ganzheitliche Standortstrategie für die Logistik entwickeln. Sie soll eine Richtung vorgeben, wie wir den Logistikstandort auch in Zukunft sichern und weiter stärken können, damit Hamburg seine Rolle als größter Logistik-Hub im Norden behaupten kann. Neben Digitalisierung und Dekarbonisierung wird es dabei auch darum gehen, Hamburg mit seinen Stärken und USPs international zu positionieren, etwa mit Kernkompetenzen in der urbanen und maritimen Logistik.
Wie lässt sich die Zukunftsbranche Logistik weiterentwickeln?
Mit dieser Frage beschäftigen sich Lutz Birke und Kerstin Wendt-Heinrich intensiv.


Die Unternehmen sind derzeit vielen Krisen ausgesetzt. Was lässt sich hier tun?
Birke: Wenn ich mir die letzten drei Jahre ansehe, unterstützt die LIHH die Branche bereits sehr gut – auch dank des kurzen Drahts zur Verwaltung. Wir erhalten die Anforderungen der Branche gebündelt und können etwa zu Hilfsprogrammen in Richtung Landes- und Bundesregierung argumentieren oder Fördermöglichkeiten justieren. Umgekehrt konnte die Verwaltung während der Pandemie die Branche unterstützen, etwa durch eine zeitweise Aufhebung des Sonn- und Feiertagsfahrverbots. Zudem konnten wir etwa Informationen zum Embargo aus Russland äußerst schnell in die Branche kommunizieren.
Wendt-Heinrich: Um auf künftige Risiken vorbereitet zu sein, ist das richtige Rüstzeug nötig. Der Blick über den Tellerrand hilft ungemein: In den EU-Projekten lernen Unternehmen direkt und indirekt von internationalen Partnern, in Cross-Cluster- Vorhaben oder im Co-Learning Space wiederum von anderen Branchen in der Metropolregion. Flexibler und agiler kann nur werden, wer die eigene Komfortzone verlässt.
In diesem Jahr wird die LIHH ihre Strategie bis 2030 fortschreiben. Welche Aspekte sind Ihnen wichtig?
Wendt-Heinrich: Die LIHH schaut auf eine beeindruckende Entwicklung zurück, die sie fortschreiben wird, wenn sie weiter so innovativ und kreativ agiert. Entscheidend ist es, zu verhindern, dass sich die Unternehmen in den Krisen abschotten, denn nur durch Kooperation können wir Innovationen vorantreiben und die Wertschöpfung steigern.
Birke: Neben den Logistikbetrieben gilt es, die Start-ups und weitere Akteure, die Technologielösungen einbringen, in der Strategie stärker abzubilden. Für die Unternehmen und den Standort muss es dabei weiterhin einen spürbaren Mehrwert geben. Das setzt dieses Gespür für die Themen, die die Unternehmen umtreiben, voraus.
Leitung Aufsichtsrat der Logistik-Initiative Hamburg

