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Rückblick Bahnkonferenz 2022

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Die sechste Bahnkonferenz unterstrich die Bedeutung des kombinierten Verkehrs und untersuchte, wie sich das immense Potenzial besser ausschöpfen lässt.

 

Hohe Energiekosten, gestörte Lieferketten und hochgesteckte Klimaziele: Diese dreifache Herausforderung lässt sich nicht über die alten Wege bewältigen. „Um die nötige Resilienz aufzubauen, müssen Straßentransporte schneller auf die Schiene verlagert werden“, betont Johanna Gouveia, Projektmanagerin Nachhaltigkeit bei der Logistik-Initiative Hamburg. Die Infrastruktur für die Bahn sei vielerorts in Deutschland allerdings nicht darauf ausgerichtet, die Kapazitäten im erforderlichen Umfang aufzunehmen.

„Kombinierter Verkehr – zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ lautete der Titel der sechsten Bahnkonferenz Schienengüterverkehr und Seehäfen, die diese Problematik aufgriff. Auf Initiative des Arbeitskreises Schiene organisierte die LIHH gemeinsam mit dem Hafen Hamburg Marketing e.V. (HHM) und der Freien Hansestadt Bremen sowie mit freundlicher Unterstützung der Handelskammer Bremen, dem Maritimen Cluster Norddeutschland und dem Verband der Güterwagenhalter in Deutschland die Veranstaltung.

Gut 130 Gäste kamen im Dezember 2022 in die Handelskammer Bremen, um Fachbeiträge mit Top-Speakern aus Politik und Wirtschaft zu hören, angeregt zu diskutieren und ihr Netzwerk auszubauen. Schienengüterverkehr und Seehäfen gehörten dabei eng zusammen. „Es ist so wichtig, dass die Transportketten stimmen, das sehen wir gerade in diesen Zeiten“, unterstrich Dr. Sigrid Evelyn Nikutta, Vorstand Güterverkehr der Deutschen Bahn AG. Der Schienengüterverkehr sei in Deutschland und in Europa der wesentliche Faktor für die Resilienz der Lieferketten. „Wir erleben eine Renaissance des Schienengüterverkehrs, und wir erleben, wie immer mehr auf die Schiene verlagert wird“, sagte Nikutta.

Deutlich zu spüren war das immense Interesse am kombinierten Verkehr in den beiden Diskussionsrunden – fachkundig moderiert vom Arbeitskreisleiter Sebastian Doderer – sowie in den Gesprächen und während der Vorträge. „Dieser Zuspruch, den die Konferenz auch nach sechs Jahren erfährt, zeigt, dass es Redebedarf gibt. Die Themen sind dringlicher als je zuvor“, so LIHH-Geschäftsführerin Carmen Schmidt und HHM-Vorstand Axel Mattern.

Nachdem Doderer und Eduard Dubbers-Albrecht, Präses der Handelskammer Bremen, die Gäste begrüßt hatten, behandelte die Bremer Senatorin für Wissenschaft und Häfen, Dr. Claudia Schilling, die Ansprüche an den kombinierten Verkehr. Weitere hochkarätige Rednerinnen und Redner analysierten zudem, was die Politik tun kann, um entscheidende Maßnahmen zu beschleunigen. So rief Friedrich Stuhrmann, Chief Commercial Officer bei der HPA, dazu auf, neben dem zügigen Ausbau der Schieneninfrastruktur die Abläufe weiter zu optimieren, damit die vorhandene Infrastruktur möglichst effizient genutzt werden kann. Dazu gehöre es, Digitalisierungsprozesse voranzutreiben und wichtige Innovationen wie die digitale automatische Kupplung und das europäische Signalsystem ETCS (European Train Control System) umzusetzen. Ebenfalls essenziell für mehr Effizienz: Die einzelnen Akteure müssten entlang der Logistikkette kooperieren, auch länderübergreifend; zudem gelte es, die Rahmenbedingungen zu harmonisieren, Baustellenaktivitäten und Ausweichrouten zu koordinieren sowie einen transparenten Austausch von Daten zu gewährleisten, so Stuhrmann.

Krisen befördern immer auch Chancen. So drängen die aktuellen Umbrüche und Störungen mehr denn je dazu, die Schieneninfrastruktur zu modernisieren und zu erweitern. „Die Veranstaltung hat jedoch noch einmal deutlich gemacht, dass der Weg sowohl dorthin als auch zur Optimierung des kombinierten Verkehrs insgesamt noch viele Herausforderungen birgt“, erklärt Peter Wolf, Geschäftsführer von CMA CGM Deutschland, der mit seinem Vortrag den zweiten Teil der Konferenz einleitete. Nach ihm richteten Führungspersönlichkeiten von Kühne + Nagel, Combinet und Metrans Rail den Fokus auf die gegenwärtigen Bedingungen für den kombinierten Verkehr und die Hemmnisse in der Praxis.

Die Richtung stimmt – so die einhellige Meinung. Aber der Ausbau, die Instandhaltung und die Sanierung gehen zu schleppend voran. Damit die Schiene tatsächlich zum vielmals beschworenen Problemlöser avancieren könne, sei weit mehr Dynamik nötig. „Es ist wichtig, dass wir in Deutschland mehr für den Güterverkehr und für den gesamten Eisenbahnverkehr tun“, forderte deshalb nicht nur Roger Mahler, Geschäftsführer von Metrans Rail. Das große Ganze rückte auch Stefan Meyer, Gesamtleiter Intermodal Deutschland bei Kühne + Nagel, ins Sichtfeld: „Ein funktionierender Schienengüterverkehr ist eminent wichtig, um die Warenversorgung für die deutschen Unternehmen gewährleisten zu können. Je größer die Kapazitäten sind und je besser es funktioniert, desto besser wird auch Deutschland funktionieren.“

„Der Schienengüterverkehr ist in Deutschland und in Europa der wesentliche Faktor für die Resilienz der Lieferketten.“

Dr. Sigrid Evelyn Nikutta, Vorstand Güterverkehr der Deutschen Bahn AG.

„Der kombinierte Verkehr ist ein Eckpfeiler für die Versorgungssicherheit der Menschen und Unternehmen und für den Wohlstand in unserem Land unverzichtbar.“

Friedrich Stuhrmann, Chief Commercial Officer der Hamburg Port Authority.

Kontakt

Johanna Gouveia
Projektmanagerin Nachhaltigkeit
Tel. +49 40 22 70 19 807
Mobil +49 173 796 31 84
jgo@hamburg-logistik.net