Blog-Serie Teil 2 von 4

Seit 2018 arbeitet die LIHH zusammen mit 10 Partnern aus Norddeutschland am Blockchain-Forschungsprojekt HANSEBLOC. Was ist eigentlich in der letzten Zeit im Projekt entwickelt worden, wie ist der Stand der Arbeiten und wie geht’s weiter? Dazu haben wir mit Matthias Menz von der HEC GmbH und Kevin Westphal von der consider it GmbH gesprochen, die als Teil des Projektkonsortiums die „IT-Architekten“ des HANSEBLOC-Systems sind.

LIHH: HEC entwickelt quasi den „Core“ von HANSEBLOC, das Hansebloc-Portal. Was heißt das genau? Wie sieht die Systeminfrastruktur aus?

Menz: Die Systemlogik hinter HANSEBLOC besteht aus vielen kleinen Nodes, die miteinander kommunizieren können. Jeder dieser Nodes beherbergt diverse Businessmodule, die einen Prozess im Unternehmenskontext abbilden, wie z.B. eine eigene Benutzerverwaltung, eine Auftragserfassung, ein Dispositions- oder ein Abrechnungsmodul. Über ein Web-Frontend können die Benutzer von einer oder mehreren Firmen die Businessmodule verwenden. Die Nodes bilden untereinander ein vertrauliches Netzwerk, da sie miteinander verbunden sind und bei Bedarf mit Partnern über die Blockchain verschlüsselt Daten austauschen können. Die Authentizität meines Geschäftspartners, meines Ansprechpartners und meiner übermittelten Daten ist immer gewährleistet. Neben der internen Kommunikation gibt es weitere unterschiedliche Schnittstellen zu Drittsystemen, um zum Beispiel als Spediteur meine eigenen Aufträge aus meinem Transport Management System (TMS) zur weiteren Verarbeitung in das HANSEBLOC System zu übernehmen oder meinen Kunden über den Zustand der Ware während eines Transportes zu informieren. Neben dem Web-Frontend und den Schnittstellen zu Drittsystemen verfügt HANSEBLOC über eine weitere Schnittstelle, dem Sensornetzwerk, welches über die Blockchain abgesichert ist und somit eine Manipulation von Messdaten verhindert. Die Messdaten können an die Vertragsbedingungen eines Transportes gekoppelt werden und automatisch Benachrichtigungsketten bis hin zu Sanktionszahlungen auslösen. Auf das Sensornetzwerk, der sogenannten HANSEBLOC-Sensorchain, wird in einem der nächsten Beiträge dieser Blog-Serie noch näher eingegangen.

LIHH: HANSEBLOC soll also quasi eine Art Ökosystem für alle Akteure entlang einer Transportkette werden?

Menz: Ja. Es wichtig HANSEBLOC nicht als ein geschlossenes System zu verstehen, sondern als eine Businessplattform. Als solche sollen auch die Kunden, Partner und Dienstleister der HANSEBLOC Teilnehmer schnell im Netzwerk teilnehmen können. Innerhalb weniger Minuten ist ein neuer Teilnehmer eingerichtet und kann die Infrastruktur nutzen, seine Vertrauensstellung wird sich schrittweise erhöhen.

LIHH: Und wie sieht die Schnittstelle zu den Logistik-Anwendern aus?

Menz: Wir haben uns für die EDIFACT Nachricht IFTMIN entschieden: Als internationaler Standard für den Datenaustausch bildet IFTMIN einen rechtlich verbindlichen Speditionsauftrag ab. Dieser ist für alle Verkehrsträger verwendbar und wir glauben hier an eine breite und einfache Einsetzbarkeit bei unterschiedlichen Logistikern mit unterschiedlichen IT-Systemen. Auch das soll zur eben angesprochenen Offenheit des HANSEBLOC-Systems beitragen. Wir verwenden die aktuellste Version D, Release 01B. Für die Übertragung der Daten werden Webservices genutzt, die eine direkte Quittierung erlauben.

LIHH: Und wie nutzen die Fahrer der Logistiker das System? Immerhin soll es ja Gefahrenübergänge in Echtzeit abbilden…

Menz: Dafür haben wir eine Smartphone-App entwickelt. Im Prototyp läuft diese aktuell auf Android und wird genutzt, um den Gefahrenübergang, z.B. an der Rampe, zu signieren und in Echtzeit auf der Blockchain zu dokumentieren. Mehr dazu wird in den kommenden Beiträgen der Blog-Serie verraten.

LIHH: Apropos Blockchain, welche Blockchain wird eigentlich bei HANSEBLOC eingesetzt?

Westphal: Bei HANSEBLOC haben wir uns dazu entschieden eine sogenannte permissioned Blockchain zu nutzen. Aufgrund des Ökosystems und den damit verbundenen flexiblen Möglichkeiten sowie aufgrund des Erfahrungsschatzes im Entwicklerteam haben wir uns im Projekt für eine Ethereum-basierte Blockchain entschieden.

LIHH: Also nutzt ihr jetzt Ethereum?

Westphal: Quasi. Wir hatten das Glück, dass das evan.network unser Projekt HANSEBLOC toll fand und wir eine Partnerschaft eingehen konnten. Jetzt nutzen wir das evan.network, eine Ethereum-basierte Blockchain, die uns durch ihre zusätzliche Infrastruktur aber einige Erleichterungen in der Entwicklungsarbeit beschert hat.

In den kommenden Wochen setzen wir diese Beitrags-Serie zum HANSEBLOC-Projekt fort und berichten in unserem BLOG über die Sensorchain, unseren MVP-Test und wir zeigen das Design und die Funktionalität des HANSEBLOC-Portals und der App.

LIHH: Vielen Dank für das Gespräch, Matthias Menz und Kevin Westphal.

 

Bereits erschienene Beiträge dieser Blog-Serie:
Was macht eigentlich HANSEBLOC? – Projektnews und Stand der Arbeiten (Blog-Serie Teil 1 von 4)

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