Amsterdam zeigt in vielerlei Hinsicht wie unter dem Brennglas, mit welchen Herausforderungen wir auch in Hamburg im Bereich Mobilität, Logistik und Verkehrswende täglich konfrontiert sind: noch größerer Parkdruck, mehr Staus, engere Straßen und Wege durch das dichte Kanalnetz – all das stellt auch dort die Handwerksbetriebe vor erhebliche Probleme. Insgesamt ca. 30.000 Vans und Lkw pro Tag befahren täglich das Stadtgebiet, 15% davon sind sogenannte Service Logistik-Fahrzeuge, also Handwerksbetriebe wie Elektriker, Klempner, Wartungstechniker usw.

Die Stadt Amsterdam hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 eine vollständig emissionsfreie Stadt zu werden und unternimmt proaktive Schritte, um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen. Amsterdam hat daher nun zum 1. Januar 2025 im unmittelbaren Stadtzentrum eine Null-Emissionszone eingeführt, die es diesen Betrieben nicht mehr gestattet, die Innenstadt mit Verbrennerfahrzeugen zu befahren. Schon in der Vergangenheit gab es erhebliche Probleme mit Parksuchverkehr, hohen Parkgebühren und – mangels Alternativen – häufigen Bußgeldern.

Mit der Einführung dieser Null-Emissionszone hat die Stadt Amsterdam nun im Rahmen des von der Logistik-Initiative Hamburg geleiteten EU-Innovationsprojekts MoLo Hubs einen Service-Logistik Hub für diese Handwerksbetriebe geschaffen. Der „Park + Switch“ genannte Hub ist am Rande der Null-Emissionszone verortet und bietet Handwerks- aber auch Liefer- und Zustellbetrieben die Möglichkeit, den eigenen Lieferwagen sicher, trocken und bewacht im Hub abzustellen, um tageweise oder auch länger, geeignete leichte Elektrofahrzeuge anzumieten, die den eigenen Anforderungen und Kundenaufträgen gerecht werden. Der Park + Switch MoLo Hub wurde im Februar 2025 eröffnet und ist einer von insgesamt 5 Pilotversuchen des MoLo Hubs Projekts.

MoLo Hubs Projekt-Treffen in Amsterdam: Drei Tage voller Innovation, Austausch und urbaner Logistik-Zukunft

Im Rahmen eines mehrtägigen Projekttreffens im April 2025 konnten sich nun erstmals auch die Projektpartner und die Kolleginnen und Kollegen der LIHH einen unmittelbaren Eindruck vor Ort machen – Probefahrten eingeschlossen.

 

Damit macht die Stadt Amsterdam einen großen Schritt in Richtung einer nachhaltigeren und effizienteren Dienstleistungslogistik. Dieser Knotenpunkt bietet Dienstleistungsunternehmen (z. B. Handwerkern und Technikern) eine intelligente Lösung, um Kunden in belebten Stadtgebieten, wie dem Stadtzentrum, schneller und sauberer zu erreichen. Die Buchung erfolgt bedarfsorientiert und mittels einer eigens entwickelten App. Die Techniker können ihre Fahrzeuge im Hub parken und für das letzte Stück ihrer Fahrt auf ein leichtes Elektrofahrzeug umsteigen, z. B. ein elektrisches Stadtauto, einen Motorroller oder ein Lastenfahrrad. Das reduziert Staus, spart Zeit und senkt die Parkkosten erheblich.

Der Fuhrpark soll nun schrittweise und bedarfsorientiert erweitert werden. Im Rahmen des Pilotversuchs werden in Kooperation mit Beteiligten Handwerksbetrieben wichtige Erfahrungen und Daten zu deren Nutzungsverhalten gesammelt, um evaluieren zu können, welche Vor- und Nachteile das neu gestartete Angebot hat und welche Nachhaltigkeitseffekte damit erreicht werden können.

Mehr Informationen zum MoLo Hubs Piloten in Amsterdam finden Sie hier >> und auf der Projektseite >>.

Darüber hinaus wurde im Rahmen des mittlerweile achten Projekttreffens auch intensiv strategisch und interaktiv gearbeitet und über den Tellerrand geblickt. Drei Tage lang drehte sich alles um zukunftsfähige Stadtlogistik, nachhaltige Mobilitätskonzepte und grenzüberschreitende Zusammenarbeit.

Stadtlogistik trifft Strategie: Das Treffen startete mit einem tiefen Einblick in Amsterdams Strategien zur städtischen Logistikpolitik, gefolgt von intensiven Gruppenarbeiten: im Fokus standen Nutzerverhalten, Datenanalysen sowie die Hauptziele nachhaltiger Mobilitätsplanung.
 

Projekte & Perspektiven: Der zweite Tag startete in der modernen Amsterdam City Hall, wo die Projektpartner verschiedene Arbeitspakete vorstellten. Thomas Brauner von der Logistik-Initiative Hamburg präsentierte u.a. die Ergebnisse einer PESTEL-Analyse zur Einordnung innovativer Logistikdienste und Rahmenbedingungen. Mithilfe der PESTEL-Analyse werden externe Einflussfaktoren auf ein Unternehmen untersucht, klassifiziert und systematisch ausgewertet.

Einblicke aus den anderen Pilot-Regionen zeigten, wie vielfältig die Ansätze in den Pilotstandorten sind – von digitaler Infrastruktur über Sharing-Konzepte bis hin zu multimodalen Logistik-Knotenpunkten.

Am Nachmittag folgten spannende Projektvorstellungen, etwa zum Interreg-Projekt  ShareDiMobiHub, das sich der Förderung gemeinsamer Mobilitätshubs widmet. Außerdem wurde das visionäre E-lympic Mobility Hub vorgestellt – ein Mobilitäts- und Energiehub nahe des Amsterdamer Olympiastadions. Hier soll sich eine bisherige Tankstelle in einen e-Mobility Hub verwandeln und zur Emissionsfreiheit der Stadt beitragen.

Darüber hinaus folgten Vorträge zu den Themen innerstädtische Nutzung der Kanäle zum Gütertransport sowie kommunale Abfallentsorgung im historischen Stadtzentrum. Ziel ist es, Wege aufzuzeigen, wie sich Prozesse effizienter und nachhaltiger gestalten lassen – insbesondere durch eine verstärkte Nutzung der historischen Wasserwege der Stadt. Diese könnten als umweltschonende Transportalternative dienen, um Verkehrsbelastung, Lärm und Emissionen im dicht bebauten Zentrum zu reduzieren und gleichzeitig die Infrastruktur der Altstadt zu entlasten.

Zum Abschluss des Tages Besuchte die Gruppe das „Marineterrein Gelände, ein ehemaliges Militärgelände im Herzen von Amsterdam, das sich zu einem innovativen Stadtviertel und lebendigen Experimentierfeld für urbane Zukunftslösungen entwickelt hat. Dort wurde das Projekt Droppie vorgestellt. Droppie kombiniert moderne Technologie mit einem Belohnungssystem, um Recycling attraktiver zu gestalten. Kern des Konzepts ist die sogenannte Dropper“-Station, ein intelligenter Sammelcontainer, der mit Sensoren sowie Scan- und Sortiertechnologie ausgestattet ist. Diese Technologie ermöglicht es, verschiedene Arten von Abfällen automatisch zu erkennen und korrekt zu verarbeiten. Die Nutzer können ihren Abfall ohne Hilfe abgeben, und das System identifiziert und verarbeitet das Material entsprechend. Die Droppie-App zeigt an, wo welche Art von Abfall abgegeben werden kann. Im Durchschnitt beträgt die Belohnung etwa 15 Cent pro Kilogramm, die automatisch über die App verfolgt und gutgeschrieben wird.

 

Am letzten Tag standen noch einmal Workshops zu Themen wie Raumplanung, Stadtgestaltung und operativer Umsetzung auf dem Programm. Und natürlich durfte ein herzliches Dankeschön nicht fehlen: Mit zwei goldenen Schoko-Osterhasen bedankten sich die Partner bei den Gastgebern aus Amsterdam für drei inspirierende Tage.

 


Mehr zum MoLo Hubs Projekt finden Sie hier.

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