LMC: Wie in Hamburg die Tankcontainer-Reinigung digitalisiert wurde

Viele Unternehmen in der Logistik- und Transportbranche arbeiten bei der Abwicklung ihrer Prozesse noch immer papierbasiert. Doch digitale Lösungen bieten die Möglichkeit, diese deutlich schneller, einfacher, transparenter und somit effizienter abzuwickeln. Die HCCR (Hamburger Container- und Chassis-Reparatur-Gesellschaft mbH) hatte sich deshalb im Rahmen des Projekt TACCO (Tank Container Cleaning and Operation) vorgenommen, die Prozesse ihrer Tankcontainer-Reinigung zu digitalisieren. Das Ziel: die eigene Effizienz steigern, ein besseres Kundenerlebnis schaffen und die Kundenbindung fördern. Mit der Umsetzung wurde die Digitalagentur IBM iX betraut, die mit Hilfe von Design Thinking und agilen Methoden eine Web-App entwickelte, die administrative Prozesse der Tankcontainer-Reinigung digitalisiert und sie somit für die jeweils beteiligten Akteure vereinfacht.

Tankcontainer-Reinigung als umkämpftes, wenig digitalisiertes Feld

Die einzelnen Arbeitsschritte der Tankcontainer-Reinigung sind sehr komplex und papierbasiert nur aufwendig abbildbar, so dass die Planung der Aufträge komplex ist und es beispielsweise zu langen Wartezeiten der Fahrerinnen und Fahrer der zu reinigenden Fahrzeuge kommen kann, was wiederum hohe Kosten nach sich zieht. Da die Tankcontainer-Reinigung in der Hafenstadt ein wettbewerbsintensives Umfeld ist, sind effiziente Arbeitsprozesse hier besonders wichtig. Einer der zentralen Akteure in diesem Bereich ist die HHLA (Hamburger Hafen Logistik AG), zu der die HCCR gehört. Mit ca. 210 Mitarbeitende bietet sie an vier Standorten alle gängigen Depotdienstleistungen an – darunter Containerinspektion, Containerreparatur, Containerreinigung sowie die Reinigung und Reparatur von Roadtanks und Tank-Containern.

Projekt TACCO

Im Rahmen eines Hackathon, bei dem unter anderem IBM- Mitarbeitende teilgenommen haben entstand die Projektidee zur digitalen Transformation der Auftragsverwaltung und Dokumentation von Tankcontainer-Reinigungen der HCCR. Zum einen wollte die HCCR auf diese Weise die Effizienz der Prozesse rund um die Reinigung steigern, zum anderen bei hohen Kundenanforderungen, die einen zeitgerechten, transparenten Service vorsehen, die Kundenbindung steigern. Da White-Label-Branchenlösungen bislang nicht verfügbar waren, beauftragte die HCCR IBM iX mit der Entwicklung eines MVP (Minimum Viable Product).

Entwicklung einer Web-App für alle Nutzergruppen

Mit der App sollte eine Digitalisierung der administrativen Arbeitsabläufe, eine
 katalogisierte Erkennung des Produktes, sowie eine digitale Planung und Priorisierung von Aufträgen möglich werden. Darüber hinaus sollten mit Hilfe der Applikation Daten erhoben und zur weiteren Optimierung der Prozesse, darunter Waschprogramme und Preismodelle, auswertbar gemacht werden. Innerhalb von nur neun Wochen entwickelte IBM iX eine auf der Technologie Vue.js und mongoDB basierende Web-App als MVP, betrieben in der IBM Cloud Deutschland, die kurz darauf im Feldeinsatz getestet werden konnte. Dabei handelt es sich um eine Anwendung, die alle Nutzergruppen – vom Auftraggeber über das HCCR Management bis hin zu den Fahrerinnen und Fahrern – einschließt und für alle Geräte und Plattformen verfügbar ist.

Einsatz von Design Think und agilen Methoden

Mit Hilfe von IBM Garage™, einem End-to-End-Modell zur Beschleunigung der digitalen Transformation, entwickelte das IBM iX Team am Standort Hamburg in enger Zusammenarbeit mit der HCCR, unter Leitung von Toni Jakat, Head of Sales bei der HHLA für Leercontainerdienstleistungen, eine digitale Lösung für TACCO. Zunächst wurde in einem Design Thinking Workshop gemeinsam der Ist-Zustand analysiert und die Pain Points der einzelnen Akteure erfasst, um anschließend einen Soll-Zustand zu definieren. In dieser ersten Arbeitsphase wurden alle Nutzergruppen, darunter auch HCCR Kunden sowie der Betriebsrat miteinbezogen. Im Anschluss wurden User Stories und Prototypen entwickelt, User Interfaces gestaltet und die gesamte technische Umgebung der App erstellt.

Vorteile der Web-App

Durch die Web-App erhalten die Dispatcher mehr Transparenz über Bestellungen und deren Status und können einzelne Bestellungen priorisieren. Zudem können sie auf das ECD (European Cleaning Document) zugreifen und Fotos zur Dokumentation der Reinigung abrufen. Die Fahrerinnen und Fahrer wiederum können ihre Aufträge flexibel und ortsunabhängig beauftragen und abwickeln. Das Management hat einen transparenten Einblick in alle Aufträge, die schnell und von überall verwaltet werden können. Dies ermöglicht eine bessere Planung und Priorisierung der Aufträge. Digitale Daten der abgeschlossenen Reinigungen sorgen zudem für verbesserte Betriebsabläufe und die Verfeinerung von Waschprogrammen und Preismodellen.

Digitalisierung mit dem Ziel, Effizienz und Kundenzufriedenheit

Die Digitalisierung des papierbasierten Workflows innerhalb kürzester Zeit ermöglicht für optimierte Arbeitsabläufe aller beteiligten Akteure, die mit verkürzten Warte- bzw. Bearbeitungszeiten einhergehen sollen. Dies wiederum mit dem Ziel einer besseren Auslastung der Tankcontainer-Reinigung, wodurch sich die Rentabilität des Services deutlich erhöhen kann. Die einfache und transparente Auftragsgestaltung und erstmalige Datentransparenz in Echtzeit erhöhen zudem die Zufriedenheit der Kundinnen und Kunden.