Die Supply Chain ist heute mehr denn je mit Herausforderungen konfrontiert. Die vergangenen Krisen haben gezeigt, wie schnell Lieferketten beeinträchtigt werden können.

Lieferantenengpässe, Logistikprobleme und der Zusammenbruch von Produktionsprozessen waren nur einige der Schwierigkeiten, mit denen Unternehmen konfrontiert waren. Mittlerweile zeigen die wichtigsten Stabilitätsindizes in der Supply Chain – Global Supply Chain Pressure Index (GSCPI) und Supply Chain Sustainability Index (SCSI) – zwar in Richtung „Stabilisierung“, befinden sich aber weiterhin auf hohem Niveau. Kurzum: Die Lieferketten sind weiterhin unter Druck. Wie Unternehmen ihre Lieferketten auf diese Herausforderung ausrichten, erläutert Robbert Kokkeel, Director bei Ingenics Consulting, im Interview.

Was bedeutet die aktuelle Situation für Unternehmen?

Robbert Kokkeel: Herausforderungen in der Supply Chain können die betriebliche Stabilität eines Unternehmens beeinträchtigen und seine Wettbewerbsfähigkeit negativ beeinflussen. Angesichts dieser Herausforderungen wird Supply Chain Redesign immer wichtiger. Unternehmen müssen ihre Lieferketten neugestalten, um den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden und resilienter zu werden.  Dabei ist die Supply-Chain-Resilienz ein entscheidender Faktor für die Stabilität des Unternehmens. Unternehmen, die in der Lage sind, schnell und effektiv auf Veränderungen und Herausforderungen zu reagieren, können erhebliche Wettbewerbsvorteile generieren.

Wo fangen Unternehmen am besten an?

Robbert Kokkeel: Zu Beginn steht eine klare Ausgangssituation. Unternehmen müssen ihre derzeitige Supply Chain analysieren und Schwachstellen, Risiken und Verbesserungspotenziale identifizieren. Anschließend müssen klare Ziele für das Redesign festgelegt werden und sichergestellt werden, dass diese mit der Gesamtstrategie des Unternehmens harmonieren. Die Lieferfähigkeit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit sind dabei die drei zentralen Erfolgskriterien, die bei der Neugestaltung der Lieferkette berücksichtigt werden sollen.

Worauf kommt es beim Redesign der Supply Chain an?

Robbert Kokkeel: Das Redesign der Lieferkette erfordert eine sorgfältige Analyse und Abwägung verschiedener Optionen, wobei die Geschäftsstrategie, Marktbedingungen und Ressourcenverfügbarkeit berücksichtigt werden müssen. Dafür müssen unterschiedliche Szenarien innerhalb von drei Handlungsfeldern bewertet werden: Bei der Standortauswahl wird entschieden, wo die Produktions- und Lagerstandorte am besten platziert werden sollten, basierend auf objektiven Kriterien wie Kosten, Risiken und potenziellen Vorteilen. Im Rahmen der Make-or-Buy-Entscheidung wird bewertet, welche Prozesse intern durchgeführt (Make) und welche von externen Lieferanten bezogen werden sollen (Buy). Dabei spielen die Kernkompetenzen des Unternehmens und die Wirtschaftlichkeit der Optionen eine wichtige Rolle. Außerdem muss das Lieferantennetzwerk geprüft werden, denn die sorgfältige Planung, Bewertung und Überwachung von Lieferanten ist notwendig, um eine effiziente Lieferkette sicherzustellen und Risiken zu minimieren.  

 

Wo sehen Sie aktuell das größte Potenzial im Supply Chain Management?

Robbert Kokkeel:  Das größte Potenzial liegt im Zusammenspiel von Kunden-, Produzenten- und Lieferantennetzwerk. Angesichts zunehmender Komplexität ist der Aufbau von Partnerschaften sowie Transparenz und Vertrauen wichtiger denn je. Die Technologien, um Informationen wertschöpfungsübergreifend zu teilen und um Lieferketten zu digitalisieren, liegen bereits vor – aktuell scheitern diese jedoch noch am Faktor Mensch. Partnerschaftliche Beziehungen zu Produzenten, Lieferanten und Kunden sind daher unerlässlich.

 

Weitere Informationen finden Sie im Whitepaper „Supply Chain Redesign“ und auf der Website der Ingenics Consulting.

Header-Grafik: Travel mania/shutterstock.com

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